De nombreuses personnalités de la politique, de l’économie et de la société soutiennent la campagne d’anniversaire de CH2021. Vous pouvez lire ici leurs déclarations à propos des 50 ans du droit de vote et d’éligibilité des femmes, mais aussi sur les défis actuels de NOTRE DÉMOCRATIE autour des thèmes de l’égalité et de l’équité entre les femmes et les hommes dans la participation à la vie politique.
Karin Keller-Sutter
Mit dem Frauenstimmrecht wurde die Grundlage für eine Demokratie geschaffen, in der Frauen und Männer die gleichen Chancen haben und gemeinsam Verantwortung übernehmen. Es war daher nicht nur eine demokratie-politische, sondern auch eine gesellschaftspolitische Errungenschaft.
Chiara Simoneschi-Cortesi
La concessione del diritto di voto nel 1971 fu un primo passo verso la democrazia. I successivi 50 anni ci hanno dimostrato che i cambiamenti sono molto lenti e che la parità tra donne e uomini non è ancora realizzata. La Svizzera sarà una piena democrazia solo quando donne e uomini saranno equamente rappresentate nelle istituzioni e nella società.
Helena Trachsel
«Es scheint immer unmöglich, bis es geschafft ist» - Nelson Mandela
Genau das ist der springende Punkt. Auch wenn es unmöglich scheint, sollten wir uns weiterhin für einen 50:50 Frauenanteil im nationalen Parlament engagieren und somit unsere Vorkämpfer*innen mit dem 50 Jahre Frauenstimmrecht-Jubiläum im Kanton Zürich und schweizweit 2020/2021 würdigen.
Yvonne Schärli
Der Blick in die Geschichte zeigt: Frauenrechte müssen erkämpft werden. Den Schweizer*innen wurden die politischen Rechte besonders lange verwehrt. Es ist dem beharrlichen Einsatz vieler mutiger Frauen zu verdanken, dass wir 2021 nun 50 Jahre Frauenwahlrecht feiern - und damit auch die Einlösung des zentralen Anspruchs einer Demokratie: das allgemeine Stimm- und Wahlrecht.
Jessica Zuber
Wir sind weit davon entfernt, dass Frauen zu gleichen Teilen an politischen Entscheiden teilhaben. Es ist an der Zeit, dass Frauen die Gesetze, welche das Zusammenleben von uns allen gestalten, gleichermassen mitprägen.
Isabel Rohner
Wenn wir 2021 in der Schweiz 50 Jahre Frauenwahlrecht feiern, feiern wir damit auch 50 Jahre Demokratie. Man kann nicht von Demokratie sprechen, wenn die Hälfte der Bevölkerung kein Wahlrecht hat.
Susanne Leuzinger
Kaum zu glauben in einer der ältesten Demokratien der Welt: Als ich zu studieren begann, konnten Frauen nicht als Bundesrichterinnen gewählt werden. Seither ist viel – aber nicht genug – passiert: Von den 38 Mitgliedern des Bundesgerichts sind 14 Frauen und 24 Männer.
Zita Küng
Die Schweizer Demokratie ohne, wird eine mit Frauen. Wo stehen wir 2021 mit 50 Jahren Erfahrung? Einschätzungen, Austausch und Pläne für die Zukunft. Hopp Demokratie!
Werner Seitz
Die Geschichte der Frauenrepräsentation in der Politik zeigt, dass sich die politische Gleichstellung nicht von selbst einstellt und dass auch einmal errungene Erfolge nicht automatisch garantiert bleiben. Wie einst um das Frauenstimmrecht muss nun um eine paritätische Vertretung von Frauen und Männern in allen politischen Institutionen gekämpft werden.
Judith Stamm
Die durchschnittliche Stimmbeteiligung an eidgenössischen Volksabstimmungen beträgt aktuell unter 50% (BA für Statistik).
Was Du ererbt von Deinen Müttern hast,
Erwirb es, um es zu besitzen.
Was man nicht nützt, ist eine schwere Last,
Nur was der Augenblick erschafft, das kann er nützen.
Frei nach Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), Faust, erster Teil
Germaine Zenhäuser
"Man kommt sich auf dem Gebiete der Frauenfrage immer wie ein Wiederkäuer vor."
Zitat von Hedwig Dohm (1831-1919, deutsche Schriftstellerin und feministische Theoretikerin)
Carol Schafroth
Demokratie dient nicht dazu die beste Lösung, sondern gute Kompromisse zu finden. So tragen wir gemeinsam die Verantwortung für unsere Zukunft. Deshalb ist es so wichtig, dass möglichst viele mitsprechen.
Eleonora Heim
Der Kampf, bis einigen Frauen in der Schweiz ihre politischen Rechte zugesprochen wurde, war lang. Kämpfen wir weiter, für alle Frauen, die bis heute nicht mitbestimmen dürfen – mit den Worten der US-amerikanischen Dichterin und Aktivistin Audre Lorde (1934-1992): «I am not free while any woman is unfree, even when her shackles are very different from my own.»
Luzius Wildhaber (1937-2020)
Die Einführung des Frauenstimmrechts war 1971 längstens und offensichtlich geboten durch elementare Grundsätze unseres Staates: Gleichheit und Gerechtigkeit, Demokratie und Menschenrechte. Ich hätte ernsthaft Mühe gehabt, weiterhin in einem Land ohne Frauenstimmrecht zu leben.
Renata von Tscharner
Ich lebe in den Vereinigten Staaten. Wenn vom Frauenstimmrecht in der Schweiz die Rede ist, wird grosses Erstaunen laut angesichts der späten Einführung 1971. Sowohl hier als auch in der Schweiz sind viele der erkämpften Frauenrechte immer wieder gefährdet und müssen wachsam geschützt und erweitert werden.
Carolina Müller-Möhl
50 Jahre Frauenstimmrecht ist ein Grund zum Feiern. Nichtsdestotrotz sind Frauen heutzutage in vielen gesellschaftlichen Bereichen nicht gleichgestellt. Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie könnte dieser Gesetzeswidrigkeit Abhilfe verschaffen. Und was hilft? 1) Einführung einer Individualbesteuerung mit höheren Erwerbanreizen für Zweitverdienende in einer Partnerschaft, 2) schweizweite und bezahlbare externe Kinderbetreuung und 3) Ganztagesschulen!
Valérie Vuille
Célébrer 50 ans du droit de vote des femmes, c’est prendre conscience du chemin accompli, mais aussi du chemin qu’il reste à accomplir. Les médias, la presse, mais aussi les réseaux sociaux, la publicité et la langue, jouent un rôle central dans la démocratie et la participation. Or les inégalités y sont encore nombreuses. Il est temps de prendre le problème à la racine et de lutter contre ces stéréotypes pour que notre démocratie repose enfin sur des bases stables et égalitaires.
Federica De Rossa
Il diritto di voto alle donne ha rappresentato l‘inizio di un processo di condivisione di responsabilità che deve portare ad un ripensamento delle modalità di (inter)azione in ogni ambito della società, ma che è ancora lungi dall’essere compiuto. Per accelerare il cambiamento, sono necessari interventi più decisi nelle leggi: dobbiamo chiederli noi donne, ora che siamo più presenti negli organi legislativi!
Andreas Glaser
Erst mit dem Stimm- und Wahlrecht für Frauen wurde die Schweiz zu einer vollwertigen Demokratie. Bis Frauen effektiv in Ämter gewählt wurden, dauerte es nochmals lange. Derzeit sind die Signale widersprüchlich: Ausgewogene Verhältnisse in Bundesrat und einigen Kantonsregierungen (ZH, TG), rückläufiger Frauenanteil in einigen Kantonsparlamenten und -regierungen.
Gabriela Allemann
In den Kirchen hatten die Frauen schon vor 1971 das Stimmrecht.
Kirchen können Vorreiterinnen sein und Menschen ermöglichen, ihre Stimmen in die Gesellschaft einzubringen. Darum werden wir als Evangelische Frauen Schweiz EFS im Jahr 2021 feiern, würdigen und aufbrechen - die gelebte Gleichberechtigung in allen Bereichen des Lebens weiter vorantreiben!
Dr. Caroline Krüger
Wir feiern 50 Jahre Frauenstimmrecht und werden nicht müde, uns für eine gerechtere und bessere Welt einzusetzen. Für eine gerechtere Gesellschaft braucht es die Perspektive auf das «Ganze der Arbeit» (A. Biesecker). Der Einbezug der neuerdings «systemrelevant» genannten Care-Arbeit, die traditionell abseits der Öffentlichkeit von Frauen* verrichtet wurde in Überlegungen zur Umgestaltung der so genannten Wirtschaft ist unverzichtbar. Care muss zum Kriterium für gutes Tätigsein und ein anderes, eigentlich ursprünglicheres Verständnis von Wirtschaft werden. Wirtschaft (die Oiko-nomia, eigentlich die Lehre vom Haushalt) soll der Befriedigung von Bedürfnissen dienen, nicht der Profitmaximierung. Ohne Care gibt es keine Menschen, und ohne Menschen braucht es keine Wirtschaft.
Tamara Funiciello
50 Jahre Frauenstimmrecht – Ein Grund für mich zurückzublicken, den Frauen zu danken, die dafür gekämpft haben, dass ich heute politisieren kann, wie ich es tue. Auf den Schultern dieser Gigantinnen steht meine Generation Feministinnen – ohne ihre Arbeit wären wir nichts. Es ist aber auch eine Gelegenheit kritisch zu sein. Um es in den Worten von Luisa Muraro zu sagen: «Wir wollten die Welt verändern, und sie haben uns die Gleichstellung angeboten». Gleichstellung ist höchstens eine Zwischenetappe, das Ziel muss Freiheit sein. Der Feminismus ist der Weg dazu.
Ellen Ringier
Vor 50 Jahren glaubte ich als junge Rechtsstudentin daran, dass sich in einer Demokratie Gerechtigkeit in Form von Chancengleichheit durchsetzen werde.....
Seither ist die Enttäuschung, dass die gesamtgesellschaftlichen Kräfte in unserem Land es bis heute noch nicht einmal geschafft haben, flächendeckende Ganztagsschulen zusammen mit nachschulischer Betreuung, als Bedingung der beruflichen Chancengleichheit, einzuführen, mit jedem Jahr gewachsen!
Patrizia Laeri
Frauenstimmrecht: Wir waren fast die Letzten. Jetzt sind wir unter den Ersten. Innerhalb von 50 Jahren haben es so viele Schweizer Frauen ins Parlament geschafft wie fast nirgendwo sonst auf der Welt. Zusammen können wir noch viel mehr erreichen. Jetzt gilt es, die Grossbaustelle Wirtschaft anzugehen. Es ist einfach so unökonomisch, Frauen zu übersehen.
Lukas Niederberger
50 Jahre nach Einführung des Wahl- und Stimmrechts der Frauen sind wir hierzulande in mehreren Lebensbereichen noch immer von gleichen Rechten der Geschlechter entfernt. Und falls die Schweiz ihren Stolz auf die direkte Demokratie weiterhin kultivieren will, muss sie auch die Frauen ohne Schweizerpass, die in der Schweiz leben und sich hier engagieren, am politischen Leben teilhaben lassen. Als Leiter der SGG, die das Rütli verwaltet, freut es mich speziell, dass am 1. August 2021 Frauen aus allen Landesteilen, Generationen und politischen Lagern das Erreichte an diesem symbolträchtigen Ort gemeinsam feiern und sich gegenseitig bestärken für weitere Schritte in Richtung Gleichberechtigung.
Sibylle von Heydebrand
Die Einführung des Frauenstimmrechts 1971 war ein Meilenstein auf dem Weg zu einer gerechteren Schweiz. Nun ist es Zeit für die Erkenntnis, dass ein Leben von Frauen und Männern auf Augenhöhe in der Wirtschaft, in der Politik und im Privaten für alle ein Mehrwert ist. Der Geschlechterkampf ist passé, fokussieren wir uns auf das, was uns verbindet, nicht was uns trennt.
Simonetta Sommaruga
La Suisse n’est véritablement une démocratie que depuis 50 ans - avant cela, une majorité de la population était exclue des décisions politiques. Mais depuis, les choses ont changé : lors de la toute première votation suivant l’introduction du suffrage féminin, une grande majorité de femmes se sont jointes aux hommes pour inscrire le nouvel article sur la protection de l’environnement dans la Constitution fédérale. Je suis convaincue que les femmes veilleront également à ce que des progrès soient réalisés en matière de protection du climat. Pour que nos petits-enfants se souviennent aussi avec gratitude de notre politique tournée vers l’avenir.
Sylvie Durrer
Im 2021 jährt sich zum 50. Mal der Tag an dem die Frauen das Stimm- und Wahlrecht erhielten, das Datum, an dem die Schweiz endlich eine echte Demokratie wurde. Der Blick zurück genügt allerdings nicht - es bleibt noch viel zu tun. Wie können wir wirkliche Gleichstellung in der Bildung, im Arbeitsleben oder der Politik, in der Familie und der Gesellschaft erreichen? Wie können wir sicherstellen, dass häusliche Gewalt bekämpft wird, dass Respekt gegenüber Frauen selbstverständlich ist? Hier müssen wir, alle zusammen, konkrete Lösungen finden, die auch die jungen Generationen ansprechen!
Ruth Metzler-Arnold
Bei den Diskussionen ums Frauenstimmrecht ging – und geht immer noch – oft vergessen, dass es nicht nur darum geht, an der Urne oder der Landsgemeinde abzustimmen oder zu wählen, sondern vor allem auch darum, dass Frauen überhaupt gewählt werden können. Erst dieser Teil des Stimm- und Wahlrechtes ermöglichte den Frauen, endlich direkt an den Schalthebeln der Politik zu gestalten, Einfluss zu nehmen und Themen voranzubringen, welche für unser Land und unsere Gesellschaft zentral sind. Dazu gehört auch die Umsetzung des Gleichstellungsartikels unserer Bundesverfassung in der Gesetzgebung und im gelebten Alltag.
Lea Lu
Die Einführung des Frauenstimmechts vor 50 Jahren war überhaupt erst die Grundlage für eine Demokratie. Das Jubiläumsjahr fordert auf, genau hinzuschauen, wie es um die Gleichstellung heute steht und was noch getan werden muss. Ich wünsche mir gleichen Lohn für die gleiche Arbeit, Chancengleichheit und mehr Sichtbarkeit für Frauen, in den Medien, in der Politik, in Entscheidungspositionen. Jede/r kann etwas bewirken und unsere Gesellschaft mit gestalten. Wir haben eine Stimme. Diese sollen wir nutzen.
(Foto: Claudio Strueby)
Anita Fetz
50 Jahre Frauenstimmrecht können wir feiern. Nie vergessen sollten wir, dass die sogenannte ‚beste Demokratie der Welt‘ 123 Jahre lang eine Mannokratie war. Es brauchte Generationen von mutigen Frauen, die sich hartnäckig dafür eingesetzt haben. Ihnen allen gehört unser Jubiläumsdank. Auf ihren Schultern habe ich mich für die Gleichberechtigung engagieren können. Jede einzelne Forderung brauchte nochmals Marathon-Fähigkeiten bis sie umgesetzt war. Und immer noch gibt es viel zu verbessern. Dazu können wir den Schwung des Jubiläumsjahres nutzen!
Karin Ottiger
Dass Frauen so lange nicht aktiv das politische Geschehen mitgestalten konnten, hat das Schweizerische Demokratieverständnis in Frage gestellt. Der fehlende Zugang zu politischen Rechten für Ausländerinnen und Ausländer in Kombination mit einer rigiden Einbürgerungspolitik beeinträchtigt auf lange Sicht genauso die Qualität der demokratischen Ordnung in der Schweiz.
Jürgmeier
1971 machten die mächtigen Herren von BaselBernBrigLuganoZürich – obwohl die Minderheit der Bevölkerung – die Frauen, endlich, zu Bürger*innen. Ganz demokratisch. Seit fünfzig Jahren schliesst die Mehrheit der Fraue & Manne mit Schweizer Pass sämtliche U-18er*innen und alle ohne das rote Büchlein von den Verhandlungen der Zukunft ihrer Heimat aus. Wann werden alle Menschen Bürger*innen. Nicht nur in der Schweiz. Endlich.
Viola Amherd
Dank dem Einsatz von zahlreichen mutigen und engagierten Frauen – und auch Männern – können wir Frauen seit 50 Jahren in der Politik mitbestimmen. Vieles, das hart erkämpft werden musste, ist heute selbstverständlich! Es bleibt jedoch noch viel zu tun, damit nicht nur die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern erreicht ist, sondern auch die tatsächliche – in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Packen wir es an!
Petra Volpe
Das Frauenstimmrecht war ein grosser und wichtiger Schritt für die Gleichberechtigung der Frauen. Aber auch heute 2021 haben Frauen nach wie vor mit unbewussten Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen. Das ist in vielen Arbeitsbereichen so aber auch in der politischen Arena. Es ist ein zäher Prozess und wir dürfen nicht locker lassen.
Cécile Bühlmann
Damals vor 50 Jahren hofften viele, dass den Frauen nun alle Türen gleich weit offen stehen wie den Männern. Weit gefehlt: jeder Schritt musste hartnäckig erkämpft werden, vom neuen Eherecht über das Gleichstellungsgesetz, die Mutterschaftsversicherung, das Verbot der Vergewaltigung bis zur Fristenregelung. Wunderbar dass mit dem Frauenstreik die noch uneingelösten Versprechen wie gleiche Löhne, die gerechte Verteilung von Care- und Erwerbsarbeit, Geschlechterparität in der Politik und Wirtschaft von jungen Frauen lautstark gefordert wird!
Petra Volpe
Helvetia wird 50! Gratuliere. Vorher war sie nur eine halbe Portion. Ihr fehlte die richtige Stimme. Sie stand unsicher auf einem Bein, hatte mit nur einem Auge einen eingeschränkten Horizont und in die Niederungen der Beckenregion wagte man gar nicht erst zu blicken. Dort hatten bis dahin die Männer alles geregelt, selbst wenn sich in der Regel Frauen besser auskennen. Nun ist Helvetia auch gerüstet für die klimakterischen Hitzewallungen. Mit beiden Beinen auf dem Boden ist sie komplett. Den Reichtum unter den Armen zu verteilen, klappt erst mit deren zwei. Den Zweihänder schwingen auch. Nötig bleibt das weiterhin.
Georg Kreis
Die vor 50 Jahren endlich zustande gekommene Einführung des Frauenstimmrechts und die jahrzehntelang praktizierte politische Diskriminierung soll nicht einfach vergessen, sondern uns eingehend nachfragen lassen, wieso die heute als selbstverständlich erachtete Reform so lange ausblieb.
Franziska Rogger
Vergesst, dass der Stimmrechtskampf lange dauerte. Feiert den Erfolg von 1971. Jauchzt, dass es die Schweizerinnen aus eigener Kraft und ohne Blutvergiessen geschafft haben. Jubiliert, dass sie nun eine über viele Generationen laufende ganz und gar eigenständige Geschichte haben. Schöpft daraus Selbstvertrauen, Selbständigkeit, Selbstbewusstsein.
Vasco Pedrina
Das Volks-Ja zum Frauenstimmrecht löste in den Gewerkschaften ein Umdenken und eine Bewegung mit zunehmender Ausstrahlung aus. Der erste und der zweite nationale Frauenstreik zeugen davon. Viele Frauen wurden auch in den Gewerkschaften aktiv und halfen kräftig mit, beachtliche soziale Fortschritte auf dem Weg zur Gleichberechtigung zu erzielen. Weiter so!
Doris Leuthard
Kaum zu glauben. Als ich 2006 in den Bundesrat gewählt wurde, war ich erst die 5. Frau für dieses Amt und die erste Frau, welche das Volkswirtschaftsdepartement führte. Wirtschaft – das behalten die Männer lieber in ihrem Machtzirkel! Die Zeit, als wir zu viert waren, war historisch nicht nur aufgrund der Mehrheitsverhältnisse, sondern auch weil dank der Frauen die Energiewende beschlossen wurde. Frauen priorisieren anders, arbeiten anders und dadurch ergeben sich oft andere Beschlüsse. Wir haben es selber in der Hand durch unser adäquates Mitwirken in allen Bereichen des Lebens, der Wirtschaft und der Wissenschaft unsere Gesellschaft und die Demokratie zu prägen!
Josef Lang
Eine moderne Demokratie steht auf zwei Beinen, dem demokratischen und dem liberalen. Jenes ist die Volkssouveränität, dieses ist das Recht, dem Souverän anzugehören. Aufrecht steht die Demokratie nur, wenn beide Beine gleich stark sind. Mit der Aufnahme der Frauen in den Souverän 1971 wurde unsere Direkte Demokratie aus einer extremen Schieflage befreit. Der Sprung von einem Zweidrittel-Nein zu einem Zweidrittel-Ja innert zwölf Jahren macht zuversichtlich für die nächste grosse Öffnung des Souveräns: zugunsten aller, die hier arbeiten, leben, steuern.
Steffi Buchli
Erst 50 Jahre? Dass die Frauen bis vor kurzem nicht am politischen Leben unseres Landes haben teilnehmen dürfen ist eigentlich verrückt. Seither ist einiges passiert, zum Glück. Aber es gibt noch viel zu tun. Wir brauchen mehr Selbstverständnis in unserem Handeln und Denken - man könnte es auch Selbstvertrauen nennen. Wir können alles erreichen, was wir wollen, wenn wir wollen. Das muss unsere Grundhaltung werden.
Christa Rigozzi
Quest’anno festeggiamo una tappa molto importante, i 50 anni del suffragio femminile. Come donna sono orgogliosa di essere arrivata fino a qui, ma il traguardo non é ancora stato raggiunto. Ci vuole molto più tempo per cambiare la mentalità delle persone che per cambiare una legge. Spero che la generazione più giovane combatta per i diritti delle donne. Dobbiamo essere libere nelle nostre scelte. Una donna dovrebbe essere in grado di realizzare i suoi sogni proprio come un uomo. Non dovendo lottare dieci volte di più per questo, non dovendo chiedere prima il permesso o cedendo automaticamente. Ci meritiamo le stesse libertà.
Per questo anniversario importante auguro a tutte le donne di riuscire a raggiungere i loro obiettivi senza compromessi e di andare avanti a sognare.
Maya Graf
Erst seit 50 Jahren ist die Schweiz eine wirkliche Demokratie. Heute ist das Schweizer Parlament weiblicher als jedes andere vor ihm. Seine Agenda ist jedoch immer noch lang. Die Forderung nach besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie, nach einer Elternzeit und Individualbesteuerung, nach griffigen Massnahmen gegen Gewalt und nach Abkehr von Geschlechterstereotypen und –diskriminierung stehen darauf. Es braucht weiterhin den Einsatz von uns allen für die Gestaltung einer gleichberechtigten, nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft.
Sina Bellwald
9 Jahre vor meiner Geburt gingen die ersten Walliserinnen in Unterbäch an die Urne.
Für mich sind sie die Suffragetten der Schweiz. Das war 1957. Das Frauenstimmrecht wurde schliesslich 53 Jahre nach Deutschland und 26 Jahre nach Italien auf eidgenössischer Ebene angenommen. Wenn ich sehe, wie viele Frauen sich seit damals mutig und kämpferisch für unsere Rechte eingesetzt haben, dann ist das definitiv ein Grund zum Feiern.
So schnell wie möglich dafür zu sorgen, dass Themen wie gleiche Rechte, gleicher Lohn und gleiche Chancen für zukünftige Generationen Normalität bedeuten, heisst allerdings, uns weiterhin gemeinsam dafür stark zu machen.
Anne Challandes
Merci à celles qui se sont battues pour que j’aie le droit de vote! Il est essentiel de faire entendre sa voix pour dessiner le futur de notre société et de notre pays.
Sarah Akanji
Bei Lohn, Öffentlichkeit und zur Verfügung stehenden Ressourcen gibt es im Fussball eine solch krasse Diskrepanz zwischen den Geschlechtern wie in kaum einem anderen Bereich. Mein Ziel ist es, dass Mädchen und Frauen der Weg zum Fussball offen steht. Frauen sollen endlich unter denselben Bedingungen Fussball spielen können wie Männer. Sie sollen teilhaben dürfen, gefördert und respektiert werden. Es ist ein bitterer Fakt, dass Gleichberechtigung im Sport noch längst nicht erreicht ist. Das muss geändert werden!
Pirmin Meyer
Vor einem Jahr gründete ich mit Mitstreiter*innen "WE/MEN - Männer* für mehr Frauen* in der Öffentlichkeit". Während es immer noch reine Männerevents zu allen möglichen Themen gibt, gibt es kaum Männer, die sich öffentlich für Gleichberechtigung einsetzen. Als Bewegung wollen wir mehr Männer für Gleichberechtigung begeistern und gemeinsam - Männer und Frauen - einen Schritt weiter kommen. Feiern wir jetzt 50 Jahre Frauenstimmrecht und machen wir uns 2021 an die grössten Baustellen: Elternzeit, Individualbesteuerung und Kinderbetreuung. Es braucht einen Sondereffort in der Politik für fairere Rahmenbedingungen. Und auf individueller Basis einen Beitrag von uns allen - damit eine fairere Aufteilung von unbezahlter und bezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern gelingt. Lasst uns das Schubladendenken im 21. Jahrhundert überwinden.
Marina Carobbio Guscetti
Le donne svizzere hanno conquistato il diritto di voto e di elezione grazie a determinazione e perseveranza. Una democrazia può funzionare solo se tutte e tutti vi possono partecipare pienamente. Ricordare l’impegno di queste donne è centrale per continuare a promuovere la parità dei sessi e per una società più giusta, più responsabile e più rispettosa della diversità.
Sarah Chaksad
Ich schaue gerne zurück – jedoch noch um einiges lieber in die Zukunft! Frauen werden in dieser Zukunft auf Schweizer Bühnen nicht mehr in der Minderheit sein. Sie werden in die Saiten greifen und auf die Felle hauen, sie werden Beats produzieren und Festivalkonzerte abmischen, allesamt angespornt von den vielen, ja zahlreichen Vorbildern. Heute mag das vielleicht noch utopisch klingen. Davon liessen sich unsere Vorkämpferinnen für das Frauenstimmrecht jedoch nicht aufhalten. Lasst uns dankbar sein für ihren Einsatz – und lassen wir uns von ihrer Power inspirieren!
Andrea Nagel
Das Wahl- und Stimmrecht ist ein Menschenrecht. Zu 50 Jahren echter Schweizer Demokratie wünsche ich mir, dass die 25% Wohnbevölkerung der Schweiz, welche heute noch kein politisches Mitbestimmungsrecht hat, vermehrt gehört und einbezogen wird.
Gardi Hutter
Im Übrigen finde ich aufschlussreich, dass fast alle islamischen Staaten das Frauenstimmrecht vor der Schweiz eingeführt haben. Auch hätte die Volksrepublik China zwischen 1949 und 1971 mit uns Schweizern reden müssen, weil wir Menschenrechte missachten und darum die UNO-Menschenrechtskonvention nicht unterschreiben konnten.
Sandra Studer
Der Gedanke, dass ich 1969 in eine Welt geboren wurde, in der die Hälfte der Gesellschaft von politischen und wirtschaftlichen Fragen ausgeschlossen war, ist aus heutiger Sicht unfassbar. 50 Jahre Frauenstimmrecht sind für mich in erster Linie ein Verneigen vor all den mutigen und hartnäckigen Frauen, die über Jahrzehnte gekämpft haben. Und gleichzeitig ein Erinnern, dass wir unsere Stimme auch in Zukunft brauchen. Arbeit und Familie müssen besser vereinbar werden. Das ist kein Geschlechterkampf, sondern für Frau und Mann eine Win-win-Situation. Ich hoffe, für diese Erkenntnis braucht es nicht weitere 50 Jahre.
Marion Nyffenegger
Im Aussen wie im Inneren müssen wir Menschen lernen, unsere Unterschiede als Potential zu sehen und nicht als Angriff und Gegenangriff. Jegliche Art von weiblicher Facette braucht ihren als Geburtsrecht gegebenen Platz in diesem Land und in der ganzen Welt. Vieles ist in einem Ungleichgewicht: Weiblichkeit wie auch Männlichkeit hat seine Gleichberechtigung verdient. Dafür müssen wir ein Bewusstsein und ein Verständnis entwickeln, damit unsere Gesellschaft aus dem vollen Potential schöpfen kann. Wir dürfen damit aufhören, uns im Weg zu stehen.
Monica Kissling
Das zähe Ringen um die Frauenrechte spiegelt sich auch im Landeshoroskop, das ein sehr konservatives Familienmodell mit einer klaren Rollenverteilung zeigt. Die Männer haben das Sagen, die Frauen unterstützen sie hingebungsvoll. Für ihre Rechte müssen die Frauen hart und vor allem ausdauernd kämpfen. Die gute Nachricht: Nach dem Aufbruch von 1971 kann sich nun 50 Jahre später erneut enorm viel bewegen! Der Zeitgeist begünstigt in den kommenden Jahren demokratische Prozesse, die Gleichstellung sowie die Menschenrechte generell. Ein Umdenken wird stattfinden, sogar ein Paradigmenwechsel ist möglich. Eine neue Epoche hat begonnen.
Regula Stämpfli
50 Jahre Frauenstimmrecht sind der erste, wichtige Schritt zur Menschwerdung der Frauen. Teilhabegerechtigkeit ist noch längst nicht erreicht. Entgegen geläufiger Medienmeinungen sind Frauen nicht auf dem Vormarsch, sondern das Gegenteil ist der Fall. Frauen sind nicht nur das ‘andere’ Geschlecht, sondern werden gerade durch die digitale Revolution mehr und mehr diskriminiert und unsichtbar gemacht. Deshalb sind die Jubiläumsveranstaltungen auch Pfeiler für die Zukunft. Ich danke CH2021 und besonders Zita Küng, dass sie uns Frauen dies ermöglicht.
Dinah Zanetti
Noch immer werden Mädchen* und junge Frauen* anders erzogen als Buben* und junge Männer*. Und noch immer stehen dafür andere finanzielle Mittel zur Verfügung! Der stille Lehrplan und die geschlechterspezifische Sozialisation wirken noch heute. Unausgesprochene Erwartungen und stereotype, eingeschliffene Muster übertragen sich weiter von einer Generation auf die nächste. Strukturelle Nachteile wurden noch nicht vollständig aus dem Weg geschaffen. Dies müssen wir ändern. Indem wir auf junge Menschen hören, sie politisch einbeziehen in die Entscheide, die sie betreffen und indem wir das Stimm- und Wahlrechtsalter nach unten anpassen.
Fabienne Amlinger
Der Kampf um die politischen Rechte für Frauen war lang und hart. Seit der Einführung des Frauenstimmrechts sind viele weitere gleichstellungspolitische Errungenschaften erreicht worden. All das haben wir vielen engagierten und mutigen, bekannten und unbekannten Vorkämpfer*innen zu verdanken. Auch heute noch müssen wir aber weiterkämpfen. Denn die Schweiz ist weit entfernt von einer gleichberechtigten, diskriminierungsfreien Gesellschaft. Zudem ist Demokratie nie fertig – sie bedarf ständiger Arbeit.
© Universität Bern/ Bild: Vera Knöpfel
Barbara Freiburghaus
Rechtlich ist die Gleichstellung heute gesetzlich verankert. Im Alltag gibt es noch einiges zu tun. Noch immer ist die Vereinbarkeit Beruf-Familie-Politik eine grosse Herausforderung. Auch unser Steuersystem ist noch auf die Ein-Ernährer-Familie angelegt. Dies soll nun mit der Volksinitiative zur Individualbesteuerung angegangen werden.
Jolanda Spirig
Ich war 17, als das Frauenstimmrecht angenommen wurde. Das lange Ringen um dieses selbstverständliche Menschenrecht, die zahlreichen Rückschläge und Demütigungen der Frauenstimmrechtskämpferinnen waren mir damals nicht bewusst. Frauengeschichte wurde nicht gelehrt, sie war nicht Teil der allgemeinen Geschichte. Und wie steht es heute? Bleiben wir dran!
Eva Wannenmacher
In meiner Arbeit stelle ich täglich fest, wie weit wir von echter Gleichstellung noch immer entfernt sind. Das zeigt sich nicht nur in der Politik und in der Wirtschaft, das zeigt sich auch in unseren ganz privaten Beziehungen: Wir Frauen getrauen uns zu oft nur zaghaft, uns zu zeigen und für unsere Bedürfnisse und Rechte einzustehen. Ich ermutige deshalb jede Frau
von Herzen zu wahrer Selbstermächtigung!
Simone Curau-Aepli
Viele Frauen verdienen ein Denk-Mal für ihr kraft- und heilvolles Wirken, das in der bisherigen his-story nicht gebührend Raum und Anerkennung findet. Es braucht die her-story und diese muss durch uns Frauen weitergeschrieben werden. 2021 ist ein Anlass, uns daran zu erinnern.
Petra Rohner
Gelebte Gleichstellung und das Recht die eigene Stimme zu nutzen, ist für viele junge Frauen heute eine Selbstverständlichkeit. Sie sind aufgewachsen im Bewusstsein, dass Ihnen jede Ausbildung, jede Position, generell möglich ist. Die Realität erleben sie meist erst im Laufe ihres beruflichen Karriereweges. Deshalb ist es wichtig, dass wir durch Aktionen wie die von CH2021 thematisieren, dass das «Menschenrecht» die eigene Stimme für politischen Einfluss zu nutzen, in der Schweiz erst seit 50 Jahre gilt. So können wir junge Frauen darauf sensibilisieren, frühzeitig darauf zu achten dass sie ihre Rechte nicht nur kennen, sondern auch einfordern.
Heidi Z’Graggen
Als junge Studentin habe ich die Diskussionen zu den eidgenössischen Abstimmungen 1959 und 1971 zur Einführung des Frauen Stimm- und wahlrecht untersucht. Das hat mir die Augen geöffnet, mir bleibt mein Gedanke in Erinnerung: „So aber sicher nicht und so nicht mehr“. Das Engagement von uns Frauen ist für mich auch eine Verpflichtung gegenüber denjenigen Frauen, die damals so gekämpft haben und sich der meist missliebigen öffentlichen Meinung ausgesetzt haben. Dass wir heute wieder kantonale Regierungen ohne Frauen haben, ist für mich eine demokratische Zumutung. Die Frage auch, ob denn Frauen das überhaupt können. Da schwingt doch hie und da tatsächlich noch der Geist der damaligen Diskussion mit und mir kommt dann in den Sinn: „So aber sicher nicht!“
Hans Fässler
Dass Männer den Frauen ein Menschenrecht verweigerten – in der Schweiz bis 1971, im Appenzellerland bis 1989/1990 – ist eine offene Wunde in unserer Demokratie. Parallelen zu Sklaverei, Segregation und Apartheid sind für Historiker:innen augenfällig. Es ist eine Pointe des 20. Jahrhunderts, dass die erste Innerrhoder Landsgemeinde mit Frauen nur wenige Wochen nach jener Erklärung stattfand, in der Präsident de Klerk in Kapstadt die Aufhebung der letzten Apartheid-Gesetze ankündigte.
Jolanda Spiess-Hegglin
Die Dynamik der letzten 5 Jahre war enorm. Wir waren laut, unbequem und brachen reihenweise Tabuthemen auf, sodass Frauen* heute - nach dem Frauenstreik und #MeToo - ganz andere Perspektiven haben als vorher. Und trotzdem ist die Gleichstellung noch längst nicht Realität. Mich macht das wütend. Doch Wut ist ein hervorragender Brennstoff für den Motor der Frauenbewegung.
Carine Carvalho
Le droit de vote a permis le développement de politiques publiques pour l’égalité : des avancées réelles, mais fragiles. En ce moment anniversaire, nous devons aussi mettre le focus sur les inégalités toujours présentes : inégalité professionnelle et économique, inégalité face à la santé et à la formation, précarité sociale, violence conjugale, harcèlement, sexisme. Le droit de vote pour les Suissesses n’est toujours pas synonyme de parité dans la représentation politique ou de justice sociale. Il faut continuer à nous battre, y compris pour l’extension du droit de vote aux personnes de nationalité étrangère.
Katja Gentinetta
Ich bin nach wie vor beeindruckt vom Engagement, das Generationen von Frauen vor uns aufgebracht haben: voller Zielstrebigkeit, Beharrlichkeit und ohne sich entmutigen zu lassen. Wir können uns heute ein grosses Stück davon abschneiden, denn anders werden auch wir unsere Ziele nicht erreichen. Herzlichen Dank! Merci beaucoup! Grazie mille!
Brigitte Studer
Als Historikerin freue ich mich, dass aus diesem Jahrestag kein unreflektiertes Jubiläum mit lauter schönen Sonntagsreden geworden ist, sondern dazu gedient hat, einen kritisch differenzierten Blick auf unser Land, seine Geschichte und sein politisches System zu werfen. In Zukunft wird es unumgänglich sein, unser Selbst- und Geschichtsbild als «älteste Demokratie der Welt» zu korrigieren. Bis 1971 war die Schweiz nur eine halbe Demokratie oder wie Louis Bridel bereits 1884 treffend sagte, eine «Androkratie», eine Männerherrschaft.
Judith Wyttenbach
Als Staatsrechtlerin interessiert mich, wie die etablierte Staatsrechtslehre des 19. und 20. Jahrhunderts und wie das Bundesgericht das fehlende Frauenstimmrecht einschätzten. Letztlich obsiegte bei der Mehrheit der Staatsrechtslehre und auch beim Bundesgericht das historisch interpretierte Männerdemokratieprinzip über den Anspruch von Frauen auf politische Gleichbehandlung. Die überwiegende Lehre, Bundesrat, Bundesversammlung und Bundesgericht verwiesen immer wieder darauf, dass es zwingend eine Männerabstimmung brauche. Ein anderer Weg war für sie nicht akzeptabel – obwohl es ihn natürlich gegeben hätte.
Hanna Sahlfeld-Singer
Testimonial an die Generation meiner Grosskinder:
Mädchen, freut Euch, dass Ihr mehr Möglichkeiten und Rechte habt als Eure Grossmütter! Junge Männer, habt keine Angst vor selbstbewussten Kameradinnen und Frauen! Junge Leute, schliesst Euch zusammen und arbeitet miteinander - es gibt soviel Aufgaben, um die Welt zu gestalten! Gerechtigkeit - Frieden - Bewahrung der Schöpfung — grosse Ziele — aber lohnend als Leitmotiv, um kleine Schritte zu tun.
P.S. Vergesst nicht, Euch vor Abstimmungen und Wahlen zu informieren. Nehmt dieses Recht wahr, sofern Ihr dazu berechtigt seid. Stellt Euch vor: ich musste bis in mein 28. Lebensjahr auf dieses Recht warten.
Margrit Steinhauser
Im Herbst 1970 stand ich als Mittelschülerin in der Luzerner Altstadt, verteilte Männern Nelken und bat sie uns Frauen das Stimm-und wahlrecht im Kanton zu gewähren.
Frauengeschichte wurde für mich erst in den Neunzigerjahren Thema. Als ich begann, mich mit Frauen im Parlament wissenschaftlich zu befassen, fielen mir als vermeintlich Aufgeklärte, zusätzliche Schuppen von den Augen. Neben den vielen strukturellen Hemmnissen schockierte mich, wie oft wir Frauen uns selbst, auch nach 50 Jahren, immer noch im Weg stehen. Mein Fazit: Gleichstellung muss auch von jeder Einzelnen im Alltag konsequent eingefordert und gelebt werden - eben mit dem berühmten langen Atem.
Rahel Senn
Obwohl Frauen zum Teil gleich gut oder besser ausgebildet als ihre Partner, sind es meistens die Mütter, welche ihre Karriere opfern, um die unbezahlte Care-Arbeit zu übernehmen. Die Covid19-Krise hat verdeutlicht, dass ein Grossteil der schlecht bezahlten Care-Arbeit in Spitälern oder Heimen nach wie vor weiblichem Personal aufgelastet wird. Das Problem ist aber nur zum Teil ein politisches - es ist zu einem psychologischen geworden. Warum unseren Söhnen Autos schenken und den Töchtern Puppen? Weshalb Max dem Fussball hinterher jagen und Anna zu Ballettkursen verdonnern? Warum unterstützen sich Frauen nicht gegenseitig, wenn es um die Besetzung von Chefpositionen geht? Wenn wir unsere Gesellschaft verändern wollen, müssen wir es auch tun - getreu dem Motto der englischen Suffragetten: Taten statt Worte.
Noemi Grütter
Es liegt ausserhalb meiner Vorstellungskraft, dass meine Grossmutter, als sie so alt war wie ich, nicht abstimmen konnte. Und es liegt auch ausserhalb meiner Vorstellungskraft, dass ich nun dieses Stimmrecht nicht vollkommen ausnutzen werde. Frauen, inter, nicht-binäre und trans Personen müssen die demokratischen Instrumente, die ihnen zu lange vorenthalten wurden, zurückerobern und feministische Themen – wie sexualisierte Gewalt, sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte, Klimaschutz - mit demokratischen Instrumenten voranbringen. Und: wir sind immer noch keine richtige Demokratie. Unser Kampf soll jetzt dem Einwohner*innen Stimmrecht gewidmet werden.
Cécile Speitel
Gleichstellung der Frauen, der Geschlechter, in unserer Gesellschaft? Für die Verwirklichung dieses Menschenrechts bleibt zu tun: Strukturen aufdecken, verändern oder Neues gestalten – in Zusammenarbeit mit Männern. Noch braucht es dazu weiteren Bewusstseinswandel in den Köpfen von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft bis hin zur Liebe. Tatsächliche und auf dieser Basis gelebte Gleichberechtigung der Frau, der Geschlechter, bringt allen Gewinn – davon bin ich überzeugt. Gleichstellung hält Wahlmöglichkeiten bereit, verhütet häusliche Gewalt, fördert Beziehungen, wird spätere Generationen stärken. Doch mit jedem gewonnen Schritt gilt es wachsam zu bleiben, im Sinne von Simone de Beauvoir: „N’oubliez jamais qu’il suffira d’une crise politique, économique ou religieuse pour que les droits des femmes soient remis en question. Ces droits ne sont jamais acquis. Vous devrez rester vigilantes votre vie durant.“
Ingrid Rusterholtz
Ja, wir freuen und wir feiern uns! Wir würdigen unsere 50-jährige Demokratie! Die 100 Jahre Einsatz davor für unsere politische Menschwerdung – erstmals offiziell angemahnt schon vor der 1. Bundesverfassungsreform 1874 – vergessen wir gleichwohl nicht.
Heute gilt es zu reflektieren: Können wir tatsächlich gleichwertig prägen, wie die Zukunft aussehen soll? Biosphärenkompatibel und von der im Westen ersonnenen, zerstörerischen Wachstumsideologie befreit? Oder dürfen wir einfach gleichberechtigt auf den eingeschlagenen Holzwegen mitlaufen? Ist unser Zeitalter, genannt Anthropozän – es steht für die Herrschaft über die Natur –, nicht schwergewichtig eher das Andropozän, wie die Geschichte nahelegt?
Elke Zappe
Auch nach 50 Jahren gelebter Demokratie in der Schweiz bleibt die Erlangung gleicher Rechte für alle Menschen eine Aufgabe, die es zu lösen gilt. Der Global Gender Gap 2020 zeigt die Schweiz auf Platz 18, da ist noch viel zu tun. Wir leben immer noch in einer Männerwelt mit Frauenbeteiligung, gerade in der Wirtschafts-, Sport,- Politik-, aber auch der Wissenschafts-Berichterstattung erklären Männer die Welt. Medikamente und Therapien wurden bis vor kurzem von und für Männer entwickelt und auch nur an ihnen getestet. Es braucht jede und jeden um das alles zu ändern. Packen wir es an, heute.
Elli von Planta
"Nur" ist ein Etikett, das auf allem Weiblichen klebt.
Der Einsatz für die Gleichstellung ist das Bemühen, dieses Etikett abzukratzen (loszuwerden).