Danke, dass Sie dabei waren

2021 war für die Schweiz demokratiepolitisch wichtig. Es ist den vielen Akteurinnen und Akteuren gelungen, mit ihren Veranstaltungen, Analysen, Diskussionen, Ausstellungen, Filmen, Publikationen aufzuzeigen, dass das Nachdenken über unsere Demokratie von grosser Bedeutung und grösster Aktualität ist.

Das gigantische Demokratiedefizit – dass Schweizerinnen nicht zum Stimmvolk zählten – wurde bewusst in den Blick genommen. Die Wirkung und die Bedeutung für die Frauen, aber auch für die gesamte Schweiz, wurden ausgelotet und dargestellt. Die Folgen des 123-jährigen Ausschlusses und der späten Mitbeteiligung der Frauen an der Gestaltung der Schweiz sind noch längst nicht umfassend erkannt, verstanden und aufgelöst. Aber: Anfänge sind gemacht.

So ist klar: Die Schweiz darf sich nicht mehr als «Wiege der Demokratie» oder «älteste Demokratie der Welt» bezeichnen – sie war bis 1971 eine direktdemokratische Männerherrschaft, eine Androkratie. Wir können unsere direktdemokratischen Institutionen nicht geschlechterneutral betrachten. «Wer ist das Volk?» ist eine wichtige Frage, mit der wir uns immer wieder auseinandersetzen müssen.

Das bringt mich zu meinem demokratiepolitischen Highlight 2021: Die 2. Frauensession im Bundeshaus in Bern. 23 Beschlüsse wurden von den 246 über 18jährigen Frauen aus allen Landesteilen gefasst und als Petitionen den national- und ständerätlichen Kommissionen zur Bearbeitung übergeben. Fast ohne Gegenstimmen und Enthaltungen stimmten sie dem Antrag zu, dass sich in der Schweiz alle Einwohnerinnen und Einwohner, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, an unserer Demokratie beteiligen können, wenn sie länger als 5 Jahre in der Schweiz leben. Das ist eine echte Zukunftsvision. Ich habe die Diskussion auf der Tribüne verfolgt und war beeindruckt, wie Frauen ihre Erfahrungen des Ausschlusses dargestellt und daraus abgeleitet haben, dass es für die Individuen und die ganze Gesellschaft richtig und klug ist, neu zu bestimmen, wer zum Volk zählen soll. Ich bin gespannt, was unser Parlament mit dem Antrag machen wird.

Als Präsidentin des Vereins CH2021 bedanke ich mich sehr herzlich bei allen, die das Jubiläumsjahr zu diesem wichtigen Meilenstein der Demokratie gemacht haben. In allen Landesteilen, aus den verschiedensten sozialen Milieus, in unterschiedlichsten Organisationen und Kreisen ist das Bewusstsein über die Wichtigkeit der Demokratie aktualisiert worden.

Unser Vorstand hat das Manifest CH2021 «Dampf machen» formuliert. Es ist Auftakt und Motivation weiterhin dranzubleiben. Jede Stimme zählt. Machen Sie von Ihrer Stimme Gebrauch, treten Sie in den Austausch, bringen Sie Ihre Ideen in die Welt.

Alles Gute!
Zita Küng