1. August 2021 «Das Frauenrütli»
Was für ein Tag, als «Eingeladene» aufs Rütli reisen zu dürfen! Diesmal gemeint und nicht «mitgemeint». Nach einer, mir allzu bekannten, aber bewältigbaren Panikattake, konnte ich den Tag voll geniessen. Es waren das: die Möglichkeit einer Überfahrt auf einem fast leeren zweiten Schiff – das Lunchpaket – die wunderbare Feier mit ihren vielen Facetten und dann auch die Kontakte mit mir bekannten und unbekannten Frauen.
Da waren die Frauen dabei, die ich kurz über den Stand der Motion von Frau Nationalrätin Marianne Streiff informieren konnte. Es geht um den Vorschlag, der Bundesrat solle ein Konzept für ein Nationales Frauenmuseum in Auftrag geben. Der Nationalrat gab am 9.6.21 grünes Licht und nun steht als Nächstes die Abstimmung im Ständerat bevor. Wenn auch dieser zustimmt, wäre das Anliegen: «Die Geschichte der Frauen in der Schweiz soll sichtbar werden – in einem Nationalen Frauenmuseum» einen grossen Schritt weiter. Am Konzept sollen die an diesem Anliegen interessierten Kreise mitarbeiten können.
Und dann kamen die zufälligen Begegnungen dazu, zum Beispiel mit der Schwester der Regisseurin dieser Feier, Liliana Heimberg, die auf eine leichte, feine Weise die Frauen zu feiern verstand. Es waren die Frauen die als unsere Vorgängerinnen auf verschiedensten Ebenen dafür gearbeitet und auch gekämpft haben, dass wir an diesem 1. August 2021 selbstsicher auf dem Rütli stehen konnten, auch als Kämpferinnen aber als ganz andere als «bewaffnete».
Denn irgendwie reiste da auch die Erinnerung an meinen Vater und meine Tante mit. Beide hatten 1940 als der Rütlirapport stattfand, im Hintergrund gewirkt. Mein Vater als Fahrer im Generalstab und meine Tante Marie habe General Guisan, der damals im Chalet ihres Arbeitgebers übernachtet haben soll, das Haus geöffnet und das Essen zubereitet.
Den beiden JournalistInnen, die mich befragt haben, ob sich meine Vorstellungen damals 1971 erfüllt hätten, gab ich zur Antwort: «Ich war als junge Frau nicht gerne Frau in diesem Land. Ich wollte die für mich bestimmte Rolle am Herd, ohne jegliche Selbstbestimmungsmöglichkeit, nicht erfüllen. Ich war jedoch zu unsicher, um mich ganz durchzusetzen, kämpfte deshalb immer an meinem Platz für mehr Handlungsspielraum für mich und die anderen Frauen. Heute denke ich, ich konnte mir damals gar nicht vorstellen, dass man seine Wünsche ein Leben lang «nach oben korrigieren» kann. Ich für mich habe mit dem was ich erreichen konnte, weit über meine eigenen Ziele «hinausgeschossen».
Martha Beéry-Artho
Präsidentin IG Frau und Museum